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Die Welt der Träume

Im Traum ist vieles möglich und oft bizarr. Träumen ist eine der wenigen Bewusstseinsformen, die es im Schlaf gibt. Die Wissenschaft setzt sich schon lange mit diesem Phänomen auseinander. Es gibt einige Theorien über das Träumen.

Dabei wird unter anderem erforscht, warum Menschen träumen. Diese Theorien reichen über das Unbewusste bis hin zu Thesen, dass Träume ein zufälliges „Feuerwerk“ der Gehirnnervenzellen oder doch sinnvolle Hirnabläufe sind. Was weiß man nun tatsächlich über das nächtliche Träumen? Und welche Rolle spielt der Schlaf für den Traum?

Welche Rolle spielt der Schlaf für das Träumen?

Schlaf dient der Erholung und Regeneration. Er ist lebensnotwendig. Der Mensch schläft nachts, weil es seine biologische Uhr so vorgibt. Eine Ausnahme sind z.B. Schichtdienste. Die vielen Eindrücke, die tagsüber auf uns wirken, werden im Schlaf sortiert und die wichtigsten in das Langzeitgedächtnis übernommen. Schlaf erfüllt also auch eine wesentliche Funktion für das Gedächtnis. Das Hormon Melatonin sorgt abends für Müdigkeit. Nach ungefähr einer Viertelstunde schläft man ein. Diese Zeitspanne kann jedoch auch etwas davon abweichen. Der Übergang vom Wach- in den Schlafzustand ist kein plötzlicher Wechsel, sondern ein gemächliches Hinübergleiten.

So ruhig der Schlaf äußerlich erscheint, so abenteuerlich ist er im Inneren des Körpers. Zellen werden erneuert, das Immunsystem rüstet sich für den nächsten Tag, Träume entstehen und vieles mehr spielt sich während der nächtlichen Ruhe ab. Der Schlaf vom Einschlafen bis zwei bis vier Uhr Früh ist in der Regel am tiefsten. Die zwei tiefsten Schlafphasen der Nacht ereignen sich bei den meisten vom Zubettgehen bis zu diesem Zeitraum.

Träume und Schlafstadien

Träume finden vor allem in den sogenannten REM-Stadien des Schlafs statt. Die Bezeichnung REM stammt aus dem Englischen und steht für: rapid eye movement. In dieser Phase finden rasche Augenbewegungen statt. Den REM-Schlaf nennt man auch paradoxen Schlaf, denn die Gehirnaktivität ist der des Wachseins am ähnlichsten. Die willkürliche Muskulatur, mit der bewusst Bewegungen ausgeführt werden, ist jedoch in dem Schlafstadium nicht funktionsbereit. Er ähnelt einem geistigen Wachzustand – der Körper jedoch ist tief entspannt. Kurzes Aufwachen ist häufig und wird meistens nicht erinnert. Der REM-Schlaf unterscheidet sich in seinen Hirnfunktionen jedoch deutlich vom Wachzustand bzw. zu anderen Schlafstadien (Non-REM-Schlaf/NREM). Neueste Forschungen zeigen, dass bisweilen auch NREM-Stadien von Träumen oder traumähnlichen Zuständen begleitet werden.
Acetylcholin spielt als Botenstoff eine wichtige Rolle für den REM-Schlaf. Da sich auch bestimmte Medikamente auf den Acetylcholin-Haushalt auswirken (z.B. sogenannte Cholinesterasehemmer), können sich Arzneien auf Träume auswirken (z.B. in der Intensität bzw. im Auftreten von Albträumen). Eine andere Forschungsthese geht allerdings davon aus, dass Dopamin der wichtigste „Player“ im Traumgeschehen ist. Weitere Information finden Sie unter Schlaf & Schlafstadien.

Was passiert beim Träumen?

Der Mensch träumt normalerweise im Laufe einer Nacht mehrere Male – auch wenn er sich nicht daran erinnern kann. Die Dauer der Träume reicht von ca. zehn bis etwa fünfundvierzig Minuten. Die Traumdauer nimmt während der Nacht zu. Als gesichert gilt, dass das Träumen mit einer Hirnaktivität einhergeht. Eine tragende Rolle für das Schlafen und Träumen spielt der Hirnstamm im Gehirn. Er reguliert unter anderem den Wechsel zwischen REM- und NREM-Schlaf.

Im Traum werden Gehirnregionen, die für Gefühle zuständig sind, eher aktiviert als jene für logisches Denken. Die Sinne sind während des Träumens aktiv, wenn auch anders als im Wachzustand. So sieht die/der Träumende mit geschlossenen Augen innere Bilder. Akustische Eindrücke (Hören) und Gerüche sowie Geschmack werden ebenso wahrgenommen. Körperliche und seelische Empfindungen begleiten das Traumgeschehen. Äußere Reize wie z.B. Handyklingeln sowie innere Bedürfnisse (etwa Harndrang) werden eventuell ebenso integriert. Die Reizschwelle für äußere Einflüsse ist allerdings sehr hoch. Kinder können ab dem dritten Lebensjahr Träume als solche wahrnehmen. Ab dem sechsten Lebensjahr gelingt es ihnen, Traum und Realität komplett voneinander zu unterscheiden.

Was können Träume bewirken?

Träume können sich auf die Tagesbefindlichkeit auswirken. Albträume hinterlassen meist ein unangenehmes Gefühl, während angenehme Träume Glücksgefühle erzeugen oder zu kreativen Taten motivieren können. Sie können auch anregen, das eigene Verhalten zu ändern. Die Wirkung von Albträumen auf das Wohlbefinden ist allerdings stärker wissenschaftlich untersucht als jene von positiven Träumen. Gefühle, die in Träumen empfunden werden, könnten auch mit alltäglichem Stress zu tun haben und der Verarbeitung von Situationen sowie Vorbereitung auf neue dienen.
Sich mit dem eigenen Traumgeschehen zu beschäftigen, kann zudem unterstützen, sich einfach besser kennenzulernen oder Träume für Kreativität zu nutzen. Um sich mit Träumen überhaupt beschäftigen zu können, ist die Erinnerung daran notwendig. Diese kann geschult werden. Das Führen eines Traumtagebuchs hilft dabei. Es hat sich bewährt, ein Büchlein und einen Stift gleich neben dem Bett zu platzieren. Denn unmittelbar nach dem Aufwachen sind die Träume am besten in Erinnerung.
Wenn psychische Beschwerden bestehen, empfiehlt es sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (z.B. bei einer Psychotherapeutin/einem Psychotherapeuten oder einer Fachärztin/einem Facharzt für Psychiatrie).

Von der Traumdeutung zur modernen Psychotherapie

Träume zu deuten hat Menschen verschiedenster Zeitalter fasziniert. Trauminhalte mit einer dazugehörigen verallgemeinerten Interpretation zu deuten, ist jedoch weder wissenschaftlich noch zeitgemäß. In der heutigen Psychotherapie kommt der Arbeit mit Träumen in den letzten Jahren wieder vermehrt Aufmerksamkeit zu. Traumtheorien verschiedener psychotherapeutischer Methoden finden auch bei psychischen Beschwerden Anwendung. Heutzutage geht man dabei eher von der individuellen Bedeutung von Träumen aus. Mit Fragen wie: „Was bedeutet dieser Traum für Sie?“ oder „Wie fühlt sich dieser Traum für Sie jetzt an?“, kann die Patientin/der Patient den eigenen Träumen eventuell selbst Sinn verleihen, der zur Lebensbewältigung genutzt werden kann. Albträume können – sowie eventuell zugrunde liegende Traumata – bearbeitet werden.
Klarträumen: Was ist das?
Klarträumen bzw. luzides Träumen kennzeichnet einen Traum, der währenddessen bewusst wird. Das heißt, man träumt und weiß dabei, dass man gerade träumt. Durch diese Form von Bewusstsein besteht die Möglichkeit, das Traumgeschehen zu beeinflussen. Das Klarträumen hat sich aus der Gestalttheorie entwickelt. Die Gestalttheorie ist eine wissenschaftliche Theorie, die in der Gestaltpsychologie ihren Ursprung hat. Die Gestaltpsychologie beschäftigt sich unter anderem mit der Wahrnehmung. Es ist möglich, sich Fähigkeiten des Klarträumens anzueignen und zur Persönlichkeitsentwicklung oder für Problemlösungen zu nutzen. Auch therapeutisch wird Klarträumen mittlerweile angewandt, z.B. zur Bewältigung von Albträumen. Die Auseinandersetzung mit luzidem Träumen ist wissenschaftlich allerdings noch nicht zur Gänze erforscht.

Traum- & Schlafforschung

Träume nimmt jede/jeder anders wahr und träumt auf die eigene Art und Weise. Das macht die wissenschaftliche Beschäftigung mit Träumen sehr komplex. Seit etwa 5.000 Jahren – vielleicht auch schon länger – beschäftigt sich die Menschheit mit dem Phänomen des Träumens. So wurde es erstmals in Babylonien im sogenannten Gilgamesch-Epos verschriftlicht. Im 19. Jahrhundert begann die moderne Traumforschung auf dem Fachgebiet der Psychologie. Die Psychotherapie – zu Beginn die Psychoanalyse – setzt sich seit Sigmund Freud mit der Deutung von Träumen näher auseinander. Freud brachte Träume vor allem mit der individuellen Lebensgeschichte und seinen Theorien zum Unbewussten in Verbindung.

Moderne Traumforschung

Mit der Entdeckung des REM-Schlafs in den Fünfzigerjahren fand die moderne Neurobiologie Einzug in die Traumforschung. Diese war und ist eng mit der Schlafforschung verknüpft. Seit es das EEG als Untersuchungsmethode gibt, ist es möglich, Hirnaktivitäten im wachen wie auch im schlafenden Zustand zu messen und miteinander zu vergleichen. Die „Umschaltung“ vom REM- zum NREM-Schlaf verläuft laut neueren Forschungsmodellen durch ein Wechselspiel von bestimmten Neurotransmittern. Bildgebende Methoden, z.B. PET (Positronen-Emissions-Tomographie), werden in der modernen Schlaf- bzw. Traumforschung eingesetzt, um Hirnfunktionen zu entschlüsseln. Neben der neurobiologischen und bildgebenden Forschung, gibt es noch moderne psychologische bzw. psychotherapeutische Methoden, die dafür angewandt werden, z.B. die Arbeit mit Traumbeschreibungen sowie Inhaltsanalysen von Träumen.

Sinn und Funktion von Träumen

Verschiedene Forschungsthesen beschäftigen sich mit dem Sinn und der Funktion von Träumen. So geht die sogenannte „Aktivierungs-Synthese-Theorie“ davon aus, dass Träume eine zufällige Anordnung von „Feuerwerken“ im Gehirn sind. Laut dieser These versucht das Gehirn, durch das Traumerleben diesen Feuerwerken einen Sinnzusammenhang zu verleihen, den sie aber in der Realität nicht haben. Diese Theorie ist allerdings heutzutage überholt. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Träume unter anderem erlebt werden, um neu Erlebtes zu verarbeiten und sich ggf. auf den weiteren Alltag vorzubereiten. Das nennt man Kontinuitätshypothese.
Träumen dürfte sich prinzipiell positiv auf die Gesundheit auswirken – sofern es nicht stark psychisch belastend ist (z.B. bei Albträumen). Schäden des Gehirns (ob durch Unfälle oder Krankheiten wie Morbus Parkinson) können zu verändertem Traumverhalten führen (z.B. weniger oder besonders lebhafte Träume).  
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